Schwester (2)
Als Anka vor drei Jahren ins Krankenhaus eingeliefert wurde, feierte ich gerade in Hamburg meine Beförderung bei einer großen überregionalen Zeitung. Ich war 29 und auf steilem Weg Richtung Spitze.
Am Anfang versuchte ich es mit Pendeln, aber nachdem meine geliebte Mutter Anka in ein Pflegeheim abgeschoben hatte, ohne auch nur den Versuch zu wagen, sich selbst um sie zu kümmern, kündigte ich kurzerhand meinen hoch bezahlten Job und zog zurück in die Provinz.
Weniger als drei Monate schaffte ich es, mich um Anka zu kümmern, bevor ich aufgab und einsehen musste, dass ich es einfach nicht schaffen würde, dass ich sie zurück ins Pflegeheim geben müsste, wenn wir beide nicht verhungern und völlig verwahrlosen wollten.
„Ich wette, morgen gibt es Fisch mit Kartoffelsalat.“
Wir sind inzwischen im Park angekommen.
„Freitag: Fisch mit Kartoffelsalat. Freitag.“
„Du hast mich durchschaut“, lache ich.
Wir setzen uns auf eine Bank, gegenüber dem Brunnen, in dem das letzte Mal Wasser gewesen ist, als ich zwölf war.
Ich hole den Roman vor, den wir gerade durchgehen und lese ihr laut vor. Ich bin sicher, dass Anka der Handlung nicht folgen kann, aber sie strahlt von innen, also lese ich jeden Abend eine Stunde vor.
Auf dem Heimweg halte ich beim Pizzaexpress. Mario begrüßt mich mit einem „Ciao Bella!“. Wahrscheinlich begrüßt er jede Frau so, aber ich fühle mich geschmeichelt und er rückt eine Salamipizza mit Champignons raus, weil sein Fahrer noch nicht wieder da ist. Ich lege die Schachtel in meinen Fahrradkorb und verabschiede mich mit einem Luftkuss, den Mario mit übertriebener Geste auffängt und gegen sein Herz presst.
Zuhause verzichte ich auch auf die Abenddusche und kuschle mich in T-Shirt und ausgeleierten Boxershorts zusammen mit meiner Pizza und meinem Kater ins Bett.
Am Anfang versuchte ich es mit Pendeln, aber nachdem meine geliebte Mutter Anka in ein Pflegeheim abgeschoben hatte, ohne auch nur den Versuch zu wagen, sich selbst um sie zu kümmern, kündigte ich kurzerhand meinen hoch bezahlten Job und zog zurück in die Provinz.
Weniger als drei Monate schaffte ich es, mich um Anka zu kümmern, bevor ich aufgab und einsehen musste, dass ich es einfach nicht schaffen würde, dass ich sie zurück ins Pflegeheim geben müsste, wenn wir beide nicht verhungern und völlig verwahrlosen wollten.
„Ich wette, morgen gibt es Fisch mit Kartoffelsalat.“
Wir sind inzwischen im Park angekommen.
„Freitag: Fisch mit Kartoffelsalat. Freitag.“
„Du hast mich durchschaut“, lache ich.
Wir setzen uns auf eine Bank, gegenüber dem Brunnen, in dem das letzte Mal Wasser gewesen ist, als ich zwölf war.
Ich hole den Roman vor, den wir gerade durchgehen und lese ihr laut vor. Ich bin sicher, dass Anka der Handlung nicht folgen kann, aber sie strahlt von innen, also lese ich jeden Abend eine Stunde vor.
Auf dem Heimweg halte ich beim Pizzaexpress. Mario begrüßt mich mit einem „Ciao Bella!“. Wahrscheinlich begrüßt er jede Frau so, aber ich fühle mich geschmeichelt und er rückt eine Salamipizza mit Champignons raus, weil sein Fahrer noch nicht wieder da ist. Ich lege die Schachtel in meinen Fahrradkorb und verabschiede mich mit einem Luftkuss, den Mario mit übertriebener Geste auffängt und gegen sein Herz presst.
Zuhause verzichte ich auch auf die Abenddusche und kuschle mich in T-Shirt und ausgeleierten Boxershorts zusammen mit meiner Pizza und meinem Kater ins Bett.
Odem - 22. Apr, 15:22